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27. Jänner: Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
Millionen von Menschen waren bis dahin in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern ermordet worden. Den Befreiern bot sich ein unbeschreibliches und unbegreifliches Bild, das viele bis an ihr Lebensende nicht verlassen würde. Erst im Lauf der Zeit wurde in allen Details klar, wie sehr Menschen in den KZs aller Würde beraubt und auf das bloße Leben reduziert wurden, bevor ihnen auch dieses genommen wurde.
Doch der Holocaust, die planmäßige Vernichtung von Menschen, war nicht plötzlich, unangekündigt und unvorbereitet da, sie fiel nicht aus heiterem Himmel auf Europa herab. Die Vernichtung entstand mit einer Idee: Mit der Idee, dass in Europa nicht Platz sei für alle Menschen, die da leben wollen. Dass manche Menschen wertvoller seien als andere. Dass die als minderwertig Betrachteten den für wertvoller Erachtetn etwas wegnehmen (könnten). Dass die für wertvoller Erachteten das Recht hatten, uber die als minderwertig betrachteten zu bestimmen.
Der Idee folgten Schritte, kleine und große. Stufe für Stufe wurde zuvor definierten, vermeintlich wertloseren Menschen die Menschlichkeit, Würde und Menschenrechte aberkannt: Das Sitzen auf bestimmen Bänken im Park, das Tragen von Uhren. Dann die Ausübung angesehener Berufe oder das Wohnen außerhalb zugewiesener Ghettos. Und schließlich das Leben als solches. Rundum schrie kaum jemand auf oder leistete Widerstand, zu sehr hatten sich die Mitmenschen in vielen Schritten daran gewöhnt, zwischen Menschen Wertunterschiede zu machen und unterschiedliche Grade an Menschenwürde zu akzeptieren. Irgendwann waren sie mitten im Hlocaust und hatten Schutzsuchenden nicht geholfen, Ungerechtigkeiten nicht angeprangert.
Die meisten von uns sind nach dem Ende des Holocaust geboren, für die damaligen Geschehnisse sind wir nicht verantwortlich. Doch worauf es zu achten gilt, sind die graduellen Unterscheidungen, sind Anzeichen der Be-Wertung von Menschen. Wir sind verantwortlich dafür, dass es nicht irgendwann wieder rechtens erscheint, Schutzbedürftigen Hilfe vorzuenthalten und das Sterben von Menschen ungerührt zur Kenntnis zu nehmen.
Es gab damals keine plötzliche Ermordung von Millionen Menschen, sie wurde langsam vorbereitet und die Aufmerksamkeit für die Bedrohung wurde gedämpft. Es wird auch heute nicht die Grundlage der Menschenrechte von heute auf morgen in einem Schwung aus den Angeln gehoben. Lasst uns achtsam sein auf das Knarren der Bretter, wenn an den Menschenrechten gerüttelt wird!