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Alt trifft jung - jung trifft alt
Österreich und Jugoslawien verbindet – oder vielmehr verband - eine lange gemeinsame Geschichte. Die Unterzeichnung des „Gastarbeiterabkommens“ im Jahr 1966 ist nur ein spätes Kapitel davon, und ist doch bis heute prägend für die Gesellschaft und das Land, in dem wir hier leben.
Österreich war nach dem 2. Weltkrieg mitten im Wiederaufbau, der Marshallplan griff, es gab viel zu tun – und überall mangelte es an Arbeitskräften. In Teilen Jugoslawiens war die wirtschaftliche Situation deutlich trister und da schien es naheliegend, Arbeitskräfte von dort nach da auszuborgen. Für ein-zwei Jahre wollten und sollten die ArbeiterInnen kommen, war der Plan, und dann in ihre Heimat zurückkehren. Die einen hofften auf gute Bezahlung, die ihnen den Neustart zuhause erleichtern sollte, die anderen versprachen sich willige, billige und vor allem anspruchslose Mitarbeiter auf Zeit, die bald wieder weg wäre, wenn die Arbeit erledigt war.
Wir riefen Arbeitskräfte, doch es kamen Menschen
Pläne, vor allem Lebenspläne, lassen sich nicht immer 1:1 umsetzen. Statt nach ein paar arbeitsreichen Jahren das Land wieder zu verlassen, fanden die „GastarbeiterInnen“ Freunde und ein eigenes Leben in der neuen Heimat. Die ArbeitgeberInnen wollten die eingelernten MitarbeiterInnen auch nicht so schnell wieder austauschen, denn sie wurden noch gebraucht. Familien wurden gegründet oder nach geholt, aus den Arbeiterschlaflagern wurde in Wohnungen übersiedelt und die regelmäßigen Fahrten zur Verwandtschaft in der jugoslawischen Heimat sind allen in lebhafter Erinnerung. Die „GastarbeiterInnen“ wurden zu ÖsterreicherInnen und behielten doch den starken Bezug zum Land ihrer Herkunft.
Hier und da zuhause
Die neue und die alte Heimat, die Lebensweise der Verwandten dort und der Kollegen und Freunde da, zwei Sprachen im Alltag, zwei Länder mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, die sich im Lauf der Jahrzehnte auch noch stark auseinander entwickeln: Das bringt Vielfalt und Buntheit ins Leben und auch die eine oder andere Herausforderung. Nicht zuletzt kann es dazu führen, dass man sich hier wie da nicht ganz zugehörig fühlt, dass man weniger Zeit mit wichtigen Menschen verbringt, als einem recht ist, dass man vieles auf später, den nächsten Urlaub oder die Pension verschiebt. Es ist nicht alles schön und gut an einem Leben in zwei Sprachen, Ländern oder Kulturen, doch langweilig ist es auch nie.
Alt trifft jung – jung trifft alt
Das 10. Bundesland der Grünen hat sich anlässlich des 50. Jubiläums etwas Besonderes einfallen lassen: „GastarbeiterInnen“ der ersten Generation und junge Menschen der Enkelgeneration wurden befragt, was sie denn vom Alltag und Leben der anderen wissen. Entstanden sind dabei drei Videoclips, die von Wanderschaft und Not erzählen, von Abschied, Neubeginn und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Videos wurden umgesetzt von Michael Dolinšek, der schon in seinen bisherigen Arbeiten mit österreichischen Minderheiten großes Einfühlungsvermögen bewiesen hat.
13. Dezember 2016
Die Geschichte(n) der „GastarbeiterInnen“ kommen nun auch im Österreichischen Parlament an: Weil dieses Land nicht wäre, was es ist, hätten wir in den vergangenen Jahrzehnten nicht alle gemeinsam daran gearbeitet, es weiter entwickelt, aufgebaut und zusammengesetzt, geflochten und gewebt, geschrubbt und poliert. Die Grüne Bildungswerkstatt Minderheiten lädt gemeinsam mit dem 10. Bundesland, den Grünen MigrantInnen Wien und der Grünen Wirtschaft zu einem Fest ins Parlament. Die Videoclips des Projekte „Alt trifft jung – jung trifft alt“ werden präsentiert, und einige ProtagonistInnen der Filme sind mit Alev Korun, Menschenrechts- und Migrationssprecherin der Grünen, im Gespräch. Moderation: Emina Adamovic.
Veranstaltungstermin: Dienstag, 13.12.2016, Beginn 17 Uhr
Ort: Parlament, 1010 Wien, Dr. Karl Renner Ring
Wichtig: Anmeldung erforderlich unter dilara.aksoy(at)gruene.at oder 01 40110 – 6569. Da die Veranstaltung im Parlament stattfindet bitte Lichtbildausweis mitbringen!