Während europaweit viele historische Stadtzentren durch Modehaus-, Coffeeshop- undFastfoodketten einander immer mehr gleichen und sich gleichzeitig zu exkludierten undüberwachten Räumen entwickeln, ist die Zwischenstadt (Sieverts 1997) das neue Zentrum, woVielfalt und Identifikation ihrer BewohnerInnen und NutzerInnen möglich ist und wo Menschen,die anders sind und anders ausschauen, Zugang in die Gesellschaft haben. Durch transnationaleMigrationspraktiken wird die Zwischenstadt umso mehr zu einer Stadt in Transformation, wounterschiedliche Wechselwirkungen aufeinander prallen. Sie ist mehr als nur der Raum zwischender ursprünglichen historischen Stadt und dem umliegenden Land und mehr als die Vermischungder städtischen und ländlichen Lebensweisen. Die migrationsgeprägte Zwischenstadt steht an derSchwelle zwischen der Gegenwart und einer projizierten Vergangenheit, zwischen demUrsprungsland und Ankommensland, zwischen den etablierten offiziellen Institutionen der Stadtund informellen, offenen lokalen Netzwerken, zwischen der Legalität und der Schattenwirtschaft, zwischen Vertreibung, Krieg, Trauma und dem Traum von einem besseren Leben.Die transnationalen Migrationspraktiken bedingen nicht nur Parameter und Entwicklungen in derZwischenstadt, oft erfinden MigrantInnen neue bzw. denken, die ihnen vorgegebenen um. Könnendie ausgestellten Wohnzimmermöbel vor den Geschäften, ein Minarett oder die besetzte Parkspurin migrationsgeprägten Stadtteilen als räumliche AgentInnen (Easterling 2010) im Sinne vonurbanen Infrastrukturen, welche weitere Diversität generieren, gedacht werden? Welche Auswirkungen können diese in den migrationsgeprägten Stadtteilen haben und welcheMöglichkeiten ergeben sich (und für wen) daraus?