Wer ist Bürger*in? Wer wird als zugehörig zur Nation wahrgenommen? Wem kann eine "Integration"gelingen und wem bleibt dieser Weg versperrt?Erinnerungs- und Vergessenspolitiken sind Bestandteil von Zugehörigkeitsregimen. Aktives Erinnernist nicht nur der Versuch, historische Gewalt nicht zu vergessen, sondern zielt auch darauf ab, Geo-Graphien zu denaturalisieren und in Bewegung zu versetzen. Grenzen werden als soziale Konstruktesichtbar, die "Wir" und die "Anderen" schaffen und mithin Zugehörigkeit organisieren. Während Erinnerungspolitiken oft im Mittelpunkt politischer Debatten stehen, wird seltener darübergesprochen, was aktiv vergessen wird; wo Ignoranz befördert wird, die bestehende Machtstrukturenstabilisiert. Mnemozide oder Gedächtnismorde sind eine spezifische Form des sanktioniertenVergessens, die dem Machterhalt dienen und parallel zu Epistemiziden - der Vernichtung von Wissen-verlaufen.
Fragen wir heute in Deutschland und Österreich nach der Migrationsgeschichte, so wird raschsichtbar, dass nicht nur sehr wenig Wissen darüber vorhanden ist, aber auch, dass Wissen von Migrant_innen, wie auch ihre Geschichten und Erfahrungen partiell ausgelöscht wurden. Dies ermöglicht u.a. die Idee der "Verwurzelung" - der Zugehörigkeit des Subjektes zu einemspezifischen Stück Boden - zu stabilisieren und die Normalität von Migrationsbewegungen zuuntergraben. Erinnern ist in diesem Sinne als Widerstand zu verstehen und bleibt doch einrisikoreiches Unterfangen, weil es die Illusion schafft, dass Unrecht durch Erinnern an das Unrechtgerichtet werden kann. Eine trügerische Illusion